Nach einem Jahr Pause nahm am vergangenen Sonntag der Radsportverein
Bautzen gemeinsam mit der Gemeinde Obergurig einen neuen Anlauf zur
Austragung des Oberguriger Straßenpreises. Die zahlreich geäußerten
Wünsche um Wiederaufnahme des landschaftlich wie streckentechnisch
attraktiven Rennens in den sächsischen Wettkampfkalender waren nur ein
Grund dafür. Leider wird den Organisatoren inzwischen die Durchführung
durch ungewöhnliche und zum Teil auch sehr kurzfristige Auflagen nicht
leichter gemacht. Eine ausnahmslose Vollsperrung der Strecke – kein
Richtungsverkehr der unvermeidlichen Fahrten –, wie bei vergleichbaren
Rennen üblich, erschwert die Anreise von Rennern und Zuschauern und
wird Wirkung bei den sonst geduldigen Anwohnern hinterlassen.
Dennoch gelang es mit Hilfe der Gemeinde, der ansässigen Freiwilligen
Feuerwehren, zahlreicher Helfern sowie treuer Sponsoren, die
abwechslungsreiche, 7 km lange Rundstrecke zwischen Obergurig, Schwarznaußlitz und Singwitz herzurichten. So konnten pünktlich um 9:00
Uhr die Lizenzfahrer, zuerst die Senioren ab 40, ihr Rennen aufnehmen,
in dem Silvio Hauschildt für die Gastgeber viele Akzente setzte. Leider
erforderte ein Sturz dreier Fahrer in der vorletzten der sieben zu
fahrenden Runden einen Rettungseinsatz an einer unübersichtlichen
Passage, der ohne Rennabbruch nicht zu bewerkstelligen war. Die beiden
Verletzten waren nach vier Tagen Klinikaufenthalt wieder zu Hause. Wir
wünschen beiden eine schnelle weitere Genesung.
Dem mit geringem Zeitversatz geplanten zweiten Rennen – dem der Damen –
blieb der Abbruch erspart. Die Nennungsanzahl Null führte zum Ausfall
und mit Sicherheit dazu, dass diese Rennklasse in der Veranstaltung
keine Rolle mehr spielen wird.
Nach einer Pause konnte die Strecke wieder freigegeben werden und der
Renntag mit den Wettkämpfen der Jugend fortgesetzt werden. In der
Jugendklasse
U17 war der RSV Bautzen mit zwei Fahrern vertreten. Vor allem Franz
Wiedemann hielt sich bis zur letzten Runde in der Spitze auf und musste
erst am letzten Anstieg ein wenig abreißen lassen, was ihm zum Schluss
Rang zehn einbrachte. Titur Rehor fuhr ein Stückchen dahinter als 15.
ins Ziel. Sieger wurde Hans Heidenheim (RSV Speiche) vor Constantin
Lohse (RSV Chemnitz) und Yannick Runst (SC Remse).
Ein stattliches Feld ging bei den Schülern U15 an den Start, hier jedoch
ohne Beteiligung des Gastgebers. Aufs Podest fuhren Vadym Strotsky
(Dresdener SC) vor Laurin Drescher (ESV Lok) Zwickau und René Schumann
(SC DHfK Leipzig). In beiden Nachwuchsrennen waren einige
Jugendfahrerinnen ihren
Jahrgängen gemäß zugeordnet worden und haben sich gut präsentiert.
Gegen Mittag wurde das Hauptrennen der Eliteklassen A/B/C über 12 Runden
(aufgrund des Zeitverzugs um eine Runde verkürzt) gestartet,
zeitversetzt begaben sich die Junioren U19 auf ihre 8 Runden. Unter
letzteren befanden sich auch die beiden RSV-Fahrer und Richard Ullrich
und Robby Hädicke. Das leider recht überschaubare Feld blieb bis zur
Schlussrunde zusammen, bis sich an letzten Anstieg in Singwitz die
Stärksten absetzen konnten. Marc Drees (Frankfurter RC 90 e. V.),
Johannes Glameyer (RC Herzogenaurach) und Christian Berger (RSV AC
Leipzig) hatten hierbei die schnellsten Beine, während die beiden
Bautzener sich mit Platz 5 und 6 zufrieden geben mussten.
Das Eliterennen wurde die meiste Zeit von einem Ausreißer bestimmt.
Johannes Heider vom Team Ur-Krostitzer Giant gab bis zur vorletzten
Runde den Ton an, hatte zwischenzeitlich fast zwei Minuten Vorsprung,
musste sich eingangs der letzen Runde jedoch von einer sechsköpfigen
Verfolgergruppe einfangen lassen. Auch hier hatte das Team aus Delitzsch
mit drei Fahrern die Favoritenrolle inne, jedoch gelang es ihm nicht
Kapital daraus zu schlagen. Über den Sieg freute sich schlussendlich
Stefan Schäfer (Maloja Pushbikers), Zweiter wurde Immanuel Stark (Cyclingteam
Sachsen) vor Sebastian Vogel (Team Isaac Torgau), der lange Zeit
Führende Heider fuhr noch auf einen starken 4. Platz.
Im Anschluss an die Lizezrennen fand der dritte Lauf des Lausitzcups der
Jedermänner und frauen statt, welches mit insgesamt fast 100 Startern am
stärksten besetzt war. Die Bautzener waren in verschiedenen
Altersklassen zu siebt vertreten. In der Klasse U40 versuchte vor allem
Frank Herwig im schnell gefahrenen Rennen Akzente zu setzen, wurde
jedoch in der letzten der sieben Runden Opfer des einsetzenden Regens
und musste nach einem Sturz alle Hoffnungen auf eine vordere Platzierung
begraben. Norbert Herkner und Valentin Patzer platzierten sich im
Mittelfeld, während Sven Holstein (Picardellics Velo Team Dresden) vor
den beiden Fahrern vom Team DIE FAHRRADKETTE, Steffen Langer und
Christian Sonnabend, zum Sieg eilte. Der viertplatzierte Phillip
Schweichler (Post SV Görlitz) verteidigte das gelbe Trikot des
U40-Gesamtführenden im Lausitzcup.
Gleichzeitig wurde dieser Wettkampf als sächsische
Hochschulmeisterschaft ausgefahren. Schnellster Student wurde Phillip
Schweichler vor Tino Pieczonka und Tobias Hess (beide TU Dresden).
In der Klasse Ü40 verpasste der Bautzener Mario Graff als Vierter nur
ganz knapp das Podest – hier durften sich Gilbert Gabriel (DIE
FAHRRADKETTE) vor Marco Brußies (Radteam Seidel Luckenwalde) und
Matthias Reinfried (Picardellics) feiern lassen. Der Zweitplatzierte
Brußies behielt damit das weiße Führungstrikot der Ü40.
Beim separat ausgefahrenen Rennen den Ü50 über vier Runden setzte sich
mit Klaus-Peter Dreger (RK 09 Endspurt Cottbus) einmal mehr ein
bekanntes Gesicht im Endspurt einer Gruppe durch, knapp dahinter folgten
Michael Arnswald (DIE FAHRRADKETTE) und Andreas Meißner (Easy Tours
Cycling Team). Die RSV-Fahrer Reinhard Petzold und Rüdiger Hädicke
sorgten als 11. und 13. noch für ein gutes Mannschaftsergebnis im
Lausitzcup. Dreger baute mit seinem Sieg die Führung im Lausitzcup
weiter aus.
Erfreulicherweise konnte in diesem Jahr auch ein Damenrennen über vier
Runden ausgefahren werden, jedoch ohne Beteiligung des Gastgebers. Es
wurde ein erwartet enger Schlagabtausch zwischen den Dresdener Teams
Picardelics Velo Team und DSC 1898, die auch die ersten fünf Plätze
unter sich ausmachten. Leider gab es Unstimmigkeiten bei der Bestimmung
der Drittplatzierten, was jedoch der Freude der Siegerin Stephanie
Hermann (DSC) und der Zweitplatzierten Franziska Reinfried (Picardellics)
keinen Abbruch tat. Hier bleibt Sandra Reinfried die Führende im
Lausitzcup.
Zum Abschluss wurde wieder die Kreis-Kinder- und Jugendspartakiade auf
einer verkürzten Runde für alle sportlich ambitionierten Kinder und
Schüler des Landkreises von der U9 bis zur U15 ausgetragen. Der Spaß
stand hierbei im Vordergrund, dennoch gaben auch die Jüngsten ihr Bestes
und kämpften um jede Sekunde. Für den Nachwuchs des RSV Bautzen bot sich
hier eine Gelegenheit, Wettkampfluft zu schnuppern. Für Konstantin
Pistrujew (U13) sprang dabei ein Sieg heraus während sich Lisa Graff
(U11), Johann Müller (U13) und Anna Graff (U15) jeweils über Silber und
Thorben Thaul (U15) über Bronze freuen konnten.
Trotz kleinerer Unstimmigkeiten hatten wir ein gelungenes Comeback des
Oberguriger Straßenpreises, zu dessen Gelingen auch das wohlwollende
Interesse und die Disziplin der allermeisten Anwohner der Gemeinde
beitrug. Bei einigen Rennfahrern erzeugte die erschwerte Zufahrt
offenbar Frust. Diesen jedoch bei den die Strecke sichernden
Polizeibeamten abzuladen und sich Spazierfahrten auf der Zielgeraden zu
gönnen, sollten erwachsene Sportler als Bärendienst am Veranstalter
erkennen. Die Diskussionen um die Zukunft des Rennens werden uns so
nicht erleichtert.
Michael Nuck und Peter Hirsch